Am 11. und 12. Juni fanden in der Messehalle Erfurt die diesjährigen Deutschen Karate-Titelkämpfe der Jugend und Junioren statt. Knapp 860 Sportlerinnen und Sportler aus 235 Vereinen kämpften um das begehrte Edelmetall. Durchaus mit Ambitionen auf eine Platzierung auf dem Treppchen im Kumite (Freikampf) waren auch Louis Brönner und Marc Scholl von der Karate-Abteilung der TG Schweinfurt als Bayerische Landesmeister in die thüringische Hauptstadt gereist.
Wie dünn die Luft allerdings auf diesem Top-Niveau ist, bekamen beide jedoch schnell zu spüren. Brönner sah sich im ersten Kampf in der Gewichtsklasse +70kg Ahmed Shannon vom MTV Ludwigsburg gegenüber. Dieser konnte zu Beginn eine Führung von 1:4 herauskämpfen. Brönner bewies jedoch Nervenstärke und kämpfte sich Punkt für Punkt wieder bis auf ein 4:4 heran. 5 Sekunden zeigte die Uhr noch bei diesem Punktstand. Louis wollte sich jedoch nicht auf einen Kampfrichterentscheid einlassen und suchte mit einer letzten Aktion die Entscheidung. Shannon reagierte jedoch einen Tick schneller und siegte 1 Sekunde vor Schluss mit 4:5. Er kämpfte sich in den anschließenden Runden ins Finale und wurde Deutscher Meister. Damit war die Trostrunde für Brönner offen und die Chance auf Platz 3 gegeben. Hier besiegte er seinen Gegner Timur Gür vom Budokan Bochum souverän mit 5:0. Im Anschluss wartete das "kleine Finale" und mit Leon Koch vom Budokan Kaiserslautern ein Sportler aus dem Landeskader Rheinland-Pfalz. Beide Kämpfer zeigten Respekt voreinander und gingen abwartend in die Begegnung. Am Ende entschieden Nuancen über Sieg und Niederlage, mit dem glücklicheren Ende für Koch. Damit verpasste Louis letztlich die Bronzemedaille und landete auf Rang 5.
In der Gewichtsklasse -70 kg startete zudem Marc Scholl. Er machte seine Ambition und Motivation auf eine Platzierung gleich im Auftaktmatch deutlich und besiegte seinen Gegner Erik Ehbrecht vom Shotokan Braunschweig vorzeitig und energisch mit 9:1. Im folgenden Kampf stand er Erdogan Zelal vom SC Banzai Berlin gegenüber, der von Veysel Bugur gecoacht wurde. Hier sorgten drei aufeinander folgende strittige Kampfrichterentscheidungen für Unruhe, Unverständnis und Verärgerung bei Trainer Thomas Zatloukal und den bayerischen Coaches, die Scholl klar benachteiligt sahen.
Aufgrund dieser Entscheidungen musste er nun einen Rückstand aufholen und das "Visier aufmachen". Der Berliner Kämpfer vermied im Anschluss jede Art von Kampf und war nur noch darauf aus, diesen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Das schaffte er schließlich auch und zog in die nächste Runde ein. Dort unterlag er dem späteren Sieger. Damit gab es für Scholl auch keine Möglichkeit auf Bronze mehr. "Ich bin normalerweise kein Typ der sich mit Kampfrichterentscheidungen herausredet. Heute war das aber definitiv ein 'Knackpunkt'!". Sehr schade für Marc, der in sehr guter Form und mit großer Motivation zum Turnier angereist war. Wir sind trotz allem qualitativ ganz nah an der Spitze und werden auf jeden Fall wieder angreifen! Jetzt machen wir aber erst mal eine kleine Pause um "die Akkus wieder aufzuladen'", resümierte Zatloukal.
